96
Geschichte.
I
stabte. Preußen bekam die Bistümer Hildesheim und Paderborn, Teile von Münster,
Erfurt, Hessen, Mühlhausen, Nordhausen und Goslar. Dies war an Land und Leuten
mehr, als Preußen abgetreten hatte; aber trotzdem hatte unser Vaterland durch den
Länderaustausch in der Welt an Ansehen verloren. — 1804 wurde Napoleon zum erb-
lichen Kaiser der Franzosen gewählt. (Bild 28). Bald darauf schlossen Österreich,
Rußland und England einen neuen Bund gegen Frankreich. Schnell drang Napoleon
gegen Österreich vor und wurde dabei von Bayern, Württemberg und Baden unter-
stützt. Es gelang ihm, die verbündeten Österreicher und Russen in der blutigen „Drei-
kaiserschlacht bei Austerlitz" zu besiegen. Österreich mußte einen schimpflichen Frieden
schließen. Die eroberten Länder schenkte Napoleon seinen Generalen und Günst-
28. Napoleon I. mit seinem Gefolge.
lingen. Zugleich ernannte er sie zu Königen oder Herzögen und verschaffte ihnen zum
Teil Frauen aus angesehenen Fürstenhäusern.
2. Auflösung des Deutschen Reiches. Aus allem, was vorging, hatte der
Deutsche Kaiser die Überzeugung gewonnen, daß das Deutsche Reich seiner
Auflösung entgegen ging. Deshalb nahm er bereits 1804 den Titel „Kaiser von
Österreich" an. Im Jahre 1806 schlossen 16 sud- und westdeutsche Fürsten den
Rheinbund und stellten sich unter den Schutz Napoleons. Bayern und Würt-
temberg wurden für ihre Unterstützung im Kriege von Napoleon zu unab-
hängigen Königreichen erhoben; auch die Fürsten andrer Länder erhielten höhere
Titel. Damit war der Titel eines Deutschen Kaisers vollständig bedeutungslos
geworden. Franz Ii. legte deshalb die deutsche Kaiserkrone freiwillig nieder
und machte dies allen deutschen Fürsten bekannt. Von nun an war jeder
deutsche Fürst völlig selbständig in seinem Staate. So nahm das
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon_I. Napoleons Napoleon Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: Paderborn Erfurt Hessen Mühlhausen Nordhausen Goslar England Frankreich Württemberg Baden Rheinbund Napoleons
64
Geschichte.
I
f) Die letzten Kriegsjahre. Nach dem Tode Gustav Adolfs übernahm Bern-
hard von Weimar in Verbindung mit dem schwedischen General Horn den Befehl
über die süddeutschen Streitkräfte, während der Herzog von Braunschweig-Lüneburg
in Gemeinschaft mit einem schwedischen General die norddeutschen Trnppen befehligte.
Der Kaiser bekam Hilfe von Spanien, besiegte die Protestanten gänzlich in einer
blutigen Schlacht und gewann hierdurch wieder die Oberhand. Dazu kam, daß mehrere
protestantische Fürsten vom Bunde mit Schweden abfielen und mit dem Kaiser Frieden
schlossen. Damit der Kaiser nicht zu mächtig würde, mischte sich nun auch Frankreich
in den Krieg und sandte Bernhard von Weimar Geld und Hilsstruppen. So wurde
der Krieg noch 13 Jahre in die Länge gezogen. Schweden, Franzosen und Kaiserliche
verwüsteten das Land, plünderten, raubten und mißhandelten die Bewohner mit
gleicher Grausamkeit. Es war jetzt nicht mehr ein Religionskrieg, sondern jede der
streitenden Mächte wollte für sich so viel wie möglich gewinnen. Zuletzt erfochten die
Schweden mehrere Siege, drangen bis nach Böhmen vor und belagerten Prag. Da
kam die Krmde, daß zu Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen
sei (1648). Im ganzen Lande herrschte nun großer Jubel, und Dankgebete stiegen
allenthalben zu Gott empor.
g) Der Westfälische Friede. In dem Westfälischen Frieden wurde der
Augsburger Religionsfriede bestätigt. Auch die Reformierten erhielten Religions-
freiheit und wurden den beiden andern Konfessionen gleichberechtigt. Die
Fürsten setzten es durch, daß ihre Macht dem Kaiser gegenüber noch gestärkt
wurde; sie durften fortan sogar mit fremden Mächten Bündnisse schließen.
Damit war der Verfall des Reiches besiegelt und die Macht des Kaisers gebrochen.
Frankreich und Schweden, die den Protestanten im Kampfe gegen den Kaiser
geholfen hatten, entschädigten sich durch deutsche Länder. Frankreich nahm Elsaß
außer Straßburg, Schweden den größten Teil von Pommern mit Stettin und den
Odermündungen und erhielt noch 15 Millionen Taler als Kriegsentschädigung.
Brandenburg bekam Hinterpommern und die Bistümer Magdeburg, Halber-
stadt, Minden und Kammin.
Xviii. Kulturzustände im 16. und 17. Jahrhundert.
1. Die Landwirtschaft.
a) Vor dem 30jährigen Kriege. Vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen
Krieges lebten die Bauern in guten Verhältnissen. Da die Land- und Forstwirt-
schaft mit besserem Verständnis betrieben wurde als früher, steigerten sich auch die
Erträge. Die aus Holz und Lehm erbauten und mit Stroh gedeckten Bauernhäuser
enthielten gut gearbeiteten Hausrat; die Leinen- und Kleidertruhen waren gefüllt,
und auf den bäuerlichen Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbnissen sowie auf den
Kirchweihfesten ging es hoch her. Im Stall stand zahlreiches, wohlgepflegtes Vieh,
und hinter dem Hause lag ein geräumiger Obst- und Gemüsegarten. Nach der
Niederwerfung der Bauernaufstände gerieten jedoch die Bauern in große Abhängig-
keit von den Gutsbesitzern und wurden durch Abgaben und Feldarbeiten auf den
Gütern sscharwerkj sehr gedrückt.
Um diese Zeit trat auch in der Verwaltung großer Güter ein Umschwung ein.
Die Gutsherren hatten die Erfahrung gemacht, daß die Pachtwirtschaft oft weit bessere
Erträge lieferte als die Bebauung des Landes durch verdrossene Leibeigene; deshalb
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Weimar Braunschweig-Lüneburg Spanien Frankreich Westfälische Westfälischen Frankreich Schweden Frankreich Schweden Pommern Stettin Odermündungen Brandenburg Hinterpommern Minden
36
Geschickte.
I
g) Ritterorden. Während der Kreuzzüge entstanden geistliche Ritter-
orden. Sie waren eine merkwürdige Verbindung von Mönchs- und Ritter-
tum. Ihre Mitglieder mußten das Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und
der Armut ablegen und sich verpflichten, Kranke zu Pflegen, Bedrängte zu
schützen und gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Die Johanniter trugen ein
weißes Kreuz auf schwarzem Mantel und wirkten zunächst im Heiligen Lande.
Ihr Orden —nach Johannes dem Täufer genannt — besteht noch heute in andrer
Form und widmet sich der Krankenpflege in Krieg und Frieden. Der Templer-
orden, dessen Mitglieder an dem weißen Mantel mit rotem Kreuz zu erkennen
waren, setzte sich vorzugsweise aus französischen Rittern zusammen und wurde
später in Frankreich ausgelöst. Die größte Bedeutung erlangte der Deutsche
Ritterorden, der einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz als Ordenskleid
vorschrieb. Noch heute verkünden in Ost- und Westpreußen zahlreiche Burgen
seinen Ruhm, besonders die Marienburg, der ehemalige Hochmeistersitz.
2. Die Städte.
a) Entstehung. Jede deutsche Stadt hat ihre eigene Geschichte. Dennoch
ist die Gründung vieler Städte auf dieselbe Ursache zurückzuführen. Die ältesten
Städte entstanden am Rhein und an der Donau an solchen Stellen, wo einst
die alten Römerfesten gestanden hatten. swien, Augsburg, Regensburg, Straß-
burg, Mainz, Trier, Cöln u. a.j Meistens gingen die Städte aus Bischof-
sitzen hervor, um die sich viele Bewohner ansiedelten. Andre Städte wurden
um die Kaiserpfalzen angelegt und als „kaiserliche Städte" durch kaiserliche
Vögte verwaltet. ^Nürnberg, Aachen, Goslars Auch die mächtigen Herzöge
bauten Pfalzen, in deren Nähe Städte aufkamen. München, Braunschweig.j
Klöster, Grenzburgen und andre feste Plätze lockten gleichfalls zahlreiche An-
siedler herbei und gaben somit Anlaß zur Gründung von Städten (Merseburg,
Wittenberg, Brandenburg, Marienburg, Thorn, Danzig, Königsberg
und viele kleinere Städte in Ost- und Westpreußerp Einige, wie Frankfurt a. M.,
wurden da gegründet, wo sich die größten Verkehrsstraßen kreuzten. Alle
Städte, die nicht kaiserliche Pfalzen enthielten, hießen Landstädte und standen
unter der Oberhoheit der betreffenden Fürsten oder Bischöfe. Als sie jedoch
später den Kaisern treue Dienste leisteten, wurden sie dafür von der Herr-
schaft der Bischöfe befreit. Sie standen nunmehr unmittelbar unter dem Kaiser
und hießen freie Städte. Auch die kaiserlichen Städte erhielten nach und
nach dieselben Rechte wie die freien Städte, besonders das Marktrecht, und
hießen nun Reichsstädte. Am Ende des Mittelalters wurden sowohl die
freien Städte als auch die Reichsstädte freie Reichsstädte genannt. Jede
Stadt führte ihr eigenes Wappen.
d) Bauart und Aussehen. Jede mittelalterliche Stadt war von einem
tiefen Graben und einer starken Mauer mit hohen Türmen umgeben. Ihre
engen Tore wurden auch in Friedenszeiten an den Abenden geschlossen. Die
Häuser hatten meistens niedrige Stockwerke mit kleinen Fenstern und standen
mit den Giebeln nach der Straße (Bild 7). Ihre oberen Stockwerke traten oft
über die unteren hervor und lagen in den engen Straßen einander so nahe
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]